Unified Namespace (UNS): Ein Schlüsselkonzept für die industrielle Digitalisierung?
Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung industrieller Prozesse stellt Unternehmen vor die Herausforderung, komplexe Datenstrukturen effizient zu integrieren. Hier bietet der Unified Namespace (UNS) eine innovative Lösung: eine zentrale, ereignisgesteuerte Datenplattform, die sämtliche Unternehmensdaten konsistent und strukturiert bereitstellt. Als Single Source of Truth verbindet UNS als eine einzige, konsistente Datenquelle alle Ebenen eines Unternehmens. Doch was bedeutet das für die Cyber Security? Am Pharma Forum 2025 sprechen wir über die Chancen und Herausforderungen des UNS in modernen und regulierten Umgebungen.
Unified Namespace (UNS) ist eine offene, ereignisgesteuerte Architektur, die Daten aus verschiedenen Quellen wie Sensoren, Maschinen und IT-Systemen zentralisiert.
Anstatt diese Systeme wie in der klassischen Automationspyramide stufenweise oder über direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen miteinander zu verknüpfen, dient der UNS als zentrale Drehscheibe. Er erfasst den aktuellen Zustand des Unternehmens in Echtzeit, organisiert die Daten logisch und stellt sie für alle relevanten Anwendungen strukturiert bereit. Diese Struktur reduziert die Komplexität von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und erleichtert die Integration neuer Systeme.
Ein entscheidender Vorteil des UNS liegt in seiner Flexibilität: Durch die Verwendung offener Standards wie MQTT (Message Queuing Telemetry Transport) können Unternehmen Vendor-Lock-ins vermeiden und ihre Systeme skalierbar gestalten. Zudem ermöglicht UNS eine effiziente Datenkontextualisierung, die sicherstellt, dass Informationen nachvollziehbar und gut strukturiert bereitgestellt werden.
Erste Tests in Pilotumgebung
Die Implementierung eines UNS bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Dazu gehören die Gewährleistung der Datenintegrität und Cyber Security. Die zentrale Datenplattform muss zuverlässig und sicher gegen externe Bedrohungen sein. Auch die Einhaltung regulatorischer Vorgaben in streng regulierten Branchen wie der Pharmaindustrie sowie die technische Komplexität bei der Integration bestehender Systeme müssen erfüllt sein. Gerade im regulierten Umfeld müssen Validierungsprozesse wie die GAMP-5-Richtlinien eingehalten werden, um Compliance und Qualität zu gewährleisten.
Im Rahmen seiner Bachelorarbeit evaluierte OT Solutions Engineer Patrick Furtwängler im vergangenen Jahr zwei Ansätze zur UNS-Implementierung: Ein Konzept nach Walker Reynolds und eine Open-Source-Lösung des United Manufacturing Hub (UMH). Beide Ansätze wurden in einer Pilotumgebung getestet. Erste Ergebnisse zeigten, dass beide Lösungen das Potenzial haben, Datenintegration und -verarbeitung zu revolutionieren. Dennoch blieben Herausforderungen wie die Anbindung an OPC UA und der Aufbau von Datenkonsumenten bestehen.